Der Acker des Christopherus-Haus e.V. wandelt sich zum nachhaltigen Garten für die Gemeinschaft.
Für das erste Modellprojekt der IGA Metropole Ruhr 2027 in Witten wurde die Vereinbarung zur Zusammenarbeit unterzeichnet
Über die Sommer- und Herbstmonate hat sich auf dem Acker des Christopherus-Hofes viel getan und man kann beinahe erahnen, wie der parkähnliche Garten für die Gemeinschaft schon bald aussehen wird.
die Natursteinmauern sind errichtet, der Kräutergarten ist angelegt
Im Hintergrund die Gebäude des Christopherus-Hofes
Zwischen dem Christopherus-Haus e. V. und der Uni Witten-Herdecke entstehen auf 4 Hektar die „Gärten der Gemeinschaft“ und werden damit zur Modellfläche und ein Projekt der Internationalen Gartenausstellung IGA 2027.
Bio-dynamischer Gemüseanbau, naturgerechter Ackerbau, Streuobstwiesen, Heilpflanzen, artenreiche Feuchtgebiete, essbare Blüh- und Gehölzstreifen – und das alles mitten in der Stadt. Eine essbare Landschaft, die Biodiversität fördert, dem Klimawandel begegnet und die Menschen mitnimmt.
Das Vorzeigeprojekt hat nicht nur das Interesse der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027 geweckt, sondern auch der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Die WAZ und der Kooperationspartner Uni Witten Herdecke berichteten darüber. Die Artikel lesen Sie hier.
Aktuelles Universität Witten/Herdecke 14.12.2022
WAZ Witten vom 16.12.2022
WAZ Witten vom 19.12.2022
Der Wittener Bürgermeister Lars König pflanzt im Rahmen eines Nachhaltigkeitsforums eine Stieleiche auf dem Acker
Auch der Geschäftsführer der IGA, Horst Fischer, lässt es sich nicht nehmen, einen Baum zu pflanzen
Das Wittener Großprojekt wird mit 295.000 Euro vom Land NRW und der Aufbauhilfe „Grüne Infrastruktur“ der Europäischen Union gefördert und ist Teil der Global Nachhaltigen Kommune 2030.
Umgesetzt werden die Pläne seit Jahresbeginn von der Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung Annener Berg e. V.. Vorstandsmitglied und Ideengeber Benjamin Greulich arbeitet als Projektleiter eng mit der benachbarten Wohn- und Lebensgemeinschaft für Seelenpflegebedürftige Christopherus-Haus e. V. zusammen: „Gemeinsam schaffen wir hier eine gesunde grüne Infrastruktur im hochverdichteten Siedlungsraum. Gemeinschaftsgärten haben bei uns im Ruhrgebiet Tradition, aber das wird kein Garten für ein Haus, sondern für einen ganzen Stadtteil.“
Mit der Verpachtung der Ackerfläche wird vom Christopherus-Haus das Ziel verfolgt, Entwicklungsräume für unsere betreuten Menschen zu ermöglichen, die auf vielfältige Weise im Sozialraum entstehen können. Neben Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten können Teilhabe- und Arbeitsmöglichkeiten in der Landwirtschaft oder im Hochschulwerk entstehen und damit kann, wie vom Bundesteilhabegesetz vorgesehen, die Zusammenarbeit im Sozialraum weiter ausgebaut werden. In Zukunft muss auch die weitere Pflege der Anlage organisiert werden. Dafür werden GemüsegärtnerInnen mit Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf zusammenarbeiten. So entstehen auf dem Areal neue inklusive Arbeitsplätze. „Dadurch ist auch mehr Begegnung möglich,“ betont Daniel Lemke, Vorstandsmitglied im Verein Christopherus-Haus, „betreute Bewohner und Nachbarn haben dann ein gemeinsames Anliegen: Gesundes Essen von nebenan.“
Auch Bildung und Erholung hat der Park zu bieten: Erlebnispfade zwischen artenreichen Wiesen und Weiden im Pferdebachtal werden Wissen über Ökologie und Naturschutz vermitteln und die BesucherInnen durch die Projektflächen leiten. Auf denen geht es einerseits um die Produktion der Lebensmittel und Pflege der Landschaft, aber auch um Lernmöglichkeiten durch Workshops und Seminare zum Beispiel zu Gemüse- und Obstanbau. Für die Universität Witten/Herdecke, deren Campus auf der anderen Seite des Pferdebachtals angrenzt, entsteht außerdem ein zukünftiger Bildungsgarten für die Lehre und Forschung.
Mittun erwünscht!
„Was wir selbst geschaffen haben, wissen wir zu schätzen,“ so Projektleiter Benjamin Greulich: „Deshalb sollen Besucherinnen und Besucher in die Gärten für die Gemeinschaft aktiv einbezogen werden. Sie können sie nicht nur nutzen, sondern auch mitgestalten, zum Beispiel indem sie selbst zur Harke greifen oder ihre Frühstücksäpfel ernten.“ So wird städtischer Raum umgewandelt in ein dauerhaft gesundes System, dass die Menschen gemeinsam pflegen und nutzen.
IGA-Geschäftsführer Horst Fischer überreicht Benjamin Greulich und Daniel Lemke (von rechts nach links) eine Urkunde für „urbane Landwirtschaft“
Ziele der IGA 2027
Mithilfe der IGA Projekte sollen Akteure der Region und weit darüber hinaus aktiv vernetzt werden, um die Vermittlung von Wissen und den Austausch zu fördern. Zielgruppen sind sowohl ein interessiertes Fachpublikum als auch die breite Öffentlichkeit. Bis 2027 werden beispielhafte Beiträge wie die „Gärten für die Gemeinschaft“ dem Publikum in großen Schaugärten in Dortmund, Duisburg und Gelsenkirchen produktive und sozio-kulturelle Erlebnisräume präsentieren. Unterwegs zu Fuß oder per Fahrrad erleben Bewohner und Besucher die Metropole Ruhr durchzogen von grünen Bändern. Dies beinhaltet die Chance, dass sie die Acker- und Grünflächen zwischen den Kulturlandschaften auch als Handlungsräume für eine neue Agrarkultur verstehen und deshalb lädt die IGA 2027 – gemeinsam mit dem RVR und der Landwirtschaftskammer – schon heute dazu ein, auf der Route der Agrarkultur ausgewählte Höfe der Region zu entdecken und zu erleben.