Unser Leitbild

Lebensort, Lebensraum, Lebenshaus – Wer sind wir?
Das Johanna-Ruß-Haus ist ein Lebensort für junge Menschen, Mitarbeitende und Tiere. Es ist ein Natur-, Kultur- und Impulsort; es ist zu Hause und Schutzraum. In ihm leben Kinder und Jugendliche, die durch körperliche und seelische Faktoren, biografische Erlebnisse, Barrieren der Umwelt und Einstellungen ihrer Mitmenschen in besonderer Weise herausgefordert sind, ihr Ureigenstes zum Ausdruck bringen zu können. Unsere Pädagogik gründet in der Anthroposophie, der Heilpädagogik, der Natur- und Handlungspädagogik; wir arbeiten tiergestützt, künstlerisch und individuell. Wir arbeiten aus individuellen Impulsen und entwickeln hieraus täglich einen gemeinsamen Willen. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig, gemeinsam bilden wir einen Lebensraum, in dem alle getragen sind. Wir sind ein Bauernhof und Teil des Ruhrgebiets, wir sind geöffnet und schützend, wir sind federleicht und ein Kraftort, wir sind konstant und im Wandel – Wir sind ein Lebenshaus im Kosmos.

Die jungen Menschen – Was ist unsere Aufgabe?
Kern unseres Handelns ist es, für und mit den jungen Menschen einen liebevollen, sicheren und entwicklungsförderlichen Ort zu gestalten. Bei uns arbeiten bedeutet, den eigenen Impuls zu pflegen und Verantwortung für sich zu übernehmen, um den anderen Raum zu geben und das eigene Beste in die Mitte tragen zu können. Wir schaffen Bedingungen, dass Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensfreude erlebt werden können und jeder junge Mensch seinen einzigartigen Lebensentwurf gestalten kann. Unsere Methoden sind vielfältig, aber sie stehen nie vor dem Menschen, denn wir sind Ermöglicher:innen individuellen Wollens und Pädagogik ist Kunst. Wir sind spontan, impulsiv und lebensfroh; wir sind ernst, schützend und ein Fels. Wir lassen junge Menschen in Krisen nicht los, sondern stehen verlässlich an ihrer Seite und suchen gemeinsam Wege, damit sie weiterhin bei uns geborgen sind. Wir entwickeln uns an und für die Kinder kontinuierlich weiter, denn jedes Kind ist ein Rätsel, welches wir immer besser verstehen wollen. Die jungen Menschen und Kolleg:innen – mit all ihren Genialitäten und Aufgaben – im eigenen Herzen als ganzheitliches, unverfälschtes Bild lebendig werden zu lassen – dies bedeutet für uns eine liebevolle Haltung.

Mensch und Welt – Woraus schöpfen wir?
Grundlage unseres Lebens und Arbeitens ist das anthroposophische Welt- und Menschenbild. Der Mensch ist ein geistiges Wesen und hat das Potential zum freien und individuellen ethischen Handeln aus Erkenntnis und moralischen Intuitionen heraus. Zentral hierfür sind nicht innere oder äußere Anziehungen und Zwänge, sondern allein Handeln aus Liebe und Einsicht in den geistigen Hintergrund einer Handlung. Die Entfaltung dieses Potentiales zum moralischen Individualismus und zur Erkenntnis des Geistigen in sich, in seinen Mitmenschen und in der Welt, ist fundamentale Entwicklungsaufgabe jedes Menschen. Daraus schöpfen wir für unsere Pädagogik, unser soziales Miteinander und unser Handeln als Teil der Welt. Auf seinem Entwicklungsweg erlebt der Mensch Hindernisse und Aufgaben, die individuell sinnvoll sind und ihm helfen, seinen ureigensten Impuls in Freiheit und in der Freiheit aller entfalten zu können. So sind die jungen Menschen für uns und wir uns als Mitarbeitende wechselseitig Entwicklungsimpuls und Entwicklungsgelegenheit. Vor dem Hintergrund der herausgehobenen Verantwortung des Menschen für sich, seine Mitmenschen und die Welt, denken wir diesen Entwicklungsweg jedes Menschen über ein einzelnes Erdenleben hinaus.

Menschenfreundlichkeit, Vielfalt, Verantwortlichkeit – Wonach streben wir?
Ebenso wie der Mensch eine physische, seelische und geistige Realität ist, hat auch das Johanna-Ruß-Haus eine physische,
seelische und geistige Realität. Wir streben danach, diese Realitäten ganzheitlich zum Ausdruck zu bringen: durch liebevolle und
bewusste Gestaltung der Innen-, Außen- und Naturräume; durch Pflanzen und Tiere als umhüllende, seelenerwärmende und kräftigende Lebensgenossen; durch sinnvolles Handeln für andere, durch Kunst und Kultur; durch geistige Arbeit, Spiritualität und Achtung jedes Individuums. Wir streben danach, ein vielfältiger und bunter Ort zu sein, in welchem alle Menschen – in ihrer grundsätzlich gegebenen, fundamentalen Diversität – angenommen sind und sich entfalten können. Wir richten uns gegen Menschenfeindlichkeit, gesellschaftliche Spaltung und Diskriminierung. Wir wissen um unsere Verantwortung für unsere tierischen Mitlebewesen und streben danach, hier in individueller Freiheit ethisch zu handeln. Wir streben danach, unserer ökologischen, sozialen und politischen Verantwortung als Teil der Welt in einer existentiellen Krise gerecht zu werden und hilfreiche Beiträge für eine gute Zukunft zu leisten. Wir kämpfen für das, was uns wichtig ist. Hierzu vernetzen wir uns mit anderen Menschen und Organisationen, um gemeinsam stark und hoffnungsvoll zu sein.

Wir sind im Raum der Zuversicht und haben im Morgen einen Termin.